What is...? Blended Learning

Quelle: Flickr (sulamith.sallmann)
"Blended Learning" wird auch als "hybrides Lernen" oder "integriertes Lernen" bezeichnet - aber diese Beschreibungen helfen auch nicht so sehr viel weiter. Was wird denn hier überhaupt integriert?

In der Lernform des Blended Learnings werden Präsenzunterricht und E-Learning miteinander kombiniert - oder integriert. Dabei sollen natürlich die Vorteile von beiden Lernformen verschmelzen und die Nachteile verschwinden. D.h. konkret, dass Flexibilität und Multimedialität des E-Learnings mit der Nähe und Unmittelbarkeit der Face-to-Face Kommunikation kombiniert werden.

Blended Learning (allerdings mit einer starken Mehrheit des E-Learnings im Vergleich zum Präsenzunterricht) habe ich das erste Mal an der Uni erlebt - und zwar im Studiengang "Interkulturelle Wirtschaftskommunikation" in dem Seminar "Kulturanthropologie". Dies war ein Pflichtseminar und hatte dementsprechend hohen Andrang. Ich denke, die Einführung des Blended Learnings in diesem Seminar ist aus der Not heraus geboren, die vielen Studierenden qualitativ hochwertig zu unterrichten. Und bestimmt ist eine "Massendidaktik" in vielen Bereichen ein großes Problem, dem mit den Möglichkeiten des Blended Learnings beigekommen werden kann. Zu Beginn des Semesters gab es eine Auftaktveranstaltung, bei der sich die Teilnehmer zumindest einmal kurz sehen und kennenlernen konnten. Solch ein "Kick-off" ist meiner Meinung nach unbedingt notwendig, damit die Mitlernenden und der Lehrer nicht in einer anonymen Masse verschwinden. Alle Spielregeln werden ausgetauscht, Fragen beantwortet und ein erster persönlicher Gruppenzusammenhalt erzeugt. Die jeweiligen Seminaren waren dann per Videostream anzeigbar, um Powerpoint Folien, herunterladbare Aufsätze und Linklisten ergänzt. Zu bestimmten Zeiten mussten Essays geschrieben werden, die an den Teletutor geschickt worden. Die Teletutoren standen während des geamten Semesters zur Verfügung.

Als einen großen Vorteil empfand ich es damals, bestimmte Stellen der Vorlesung, oder sogar die gesamte Vorlesung mehrfach anhören zu können. Wenn ich an einem bestimmten Teil unsicher war oder etwas nicht mitbekommen hatte, habe ich einfach kurz "zurückgespult". Es ist faszinierend, wie ungleich viel mehr man bei einem zweiten Hören versteht - nicht nur beim Lernen einer Fremdsprache. Natürlich war es auch praktisch, die Vorlesung bei einer Tasse Tee im eigenen Arbeitszimmer (oder, wer das vorzieht: in der Bibliothek) anzuschauen. Schade war, dass die Veranstaltung nicht noch stärker "geblendet" war. Es gab meiner Meinung nach zuwenig regelmäßigen Face-to-Face Kontakt. Wenn ich mich recht erinnere, gab es die Möglichkeit, Fragen und Kommentare zu posten - sie wurde aber nur unethusiastisch genutzt.

Diese Form des Unterrichts barg auf jeden Fall die Gefahr, dass Studierende "verloren gehen", stärker, als das bei reinen Präsenzseminaren der Fall ist. Ein stärkerer Einbezug von regelmäßigen Treffen mit persönlichem Austausch hätte das vielleicht besser verhindern können. Dort hätten zentrale Punkte noch einmal zusammengefasst und diskutiert werden können, und damit sowohl Lernenden als auch Lehrendem ein Eindruck vom Lernerfolg vermittelt werden können. Und, auch wichtig: falls tatsächlich in der Video-Vorlesung etwas falsch verstanden wurde, kann dies aufgedeckt und korrigiert werden. In den Präsenzphasen sollten stark gruppenbezogene Aufgabenformen, wie z.B. Rollenspiele oder Gruppendiskussionen und -präsentationen besonders intensiv genutzt werden. Der Punkt mit dem unterschiedlichen Lerntempo, oben kurz angesprochen, ist aber auf jeden Fall ein entscheidener Vorteil - abgesehen von dem Fakt, dass angesichts überfüllter Hörsäle die Arbeit im eigenen Zimmer (oder wo auch immer man am besten arbeiten kann) ein nicht zu unterschätzender Luxus ist.

Interessante Links:
Blended Learning Network
E-teaching.org