Lautgebärden

Heute im Zug habe ich ein älteres Alfa-Forum (die Zeitschrift für Alphabetisierung und Grundbildung, hrsg. vom Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. - Winter 2009: Nr.72) gelesen. Und da habe ich kurze, nette Tipps für Lautgebärden gefunden, die ich hier heute teilen will. Ich finde, als KursleiterIn kann man nie genug von diesen kleinen, aber effektiven Veranschaulichungen auf Lager haben.

Unterscheidung m - n:
(Alfa-Forum 2009/72, S. 24)

m wie Mund: Da passen drei Finger dran und das ist eine Hilfe zur Erinnerung an die drei "Beine" vom kleinen m.










n wie Nase: Die Nase hat zwei Nasenflügel, die man mit zwei Fingern zuhalten kann. Das passt zu den zwei "Beinen" vom kleinen n.

Unterscheidung b - d:
(Alfa-Forum 2009/72, S. 16)

Je nachdem, ob die Lerner Rechts- oder Linkshänder sind, machen sie mit der anderen Hand (in der sie den Stift nicht halten) ein kleines b oder ein kleines d. Das kann man dann als Erinnerungshilfe nutzen.

Gastbeitrag Renate Ömer


Quelle: zukunft-basisbildung.at
Heute möchte ich einen Gastbeitrag von Renate Ömer, Blogkollegin aus Österreich von Zukunft-Basisbildung.at veröffentlichen:

 

 

Renate Ömer

ist gelernte DaF-Lehrerin und IT-Organisatorin.
Arbeitsschwerpunkte: Methodik & Didaktik IKT, Mathematik mit Lebensweltbezug, Kompetenzorientierung.
Bis 1999 Diplomstudium Komparatistik & Germanistik (DaF), bis 2008 IT-Organisation Teich AG, ab 2009 Lernbegleiterin Basisbildung, seit 2011 Projektarbeit Social Media in der Basisbildung.

Basisbildung für Schlaue?


Der soll ein funktionaler Analphabet sein? Aber der schaut doch viel zu pfiffig aus!
So beginnt am 6. Mai ein Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung über den Analphabetismus. Er spricht über das weitverbreitete Klischee, dass die Ursache dafür Minderbegabung sei. Dieser Schluss liegt für viele auf der Hand: Herrscht doch in Österreich seit Jahrhunderten allgemeine Schulpflicht, die seit Jahrzehnten lückenlos erfüllt wird. Wer da nicht Lesen und Schreiben lernt, der muss wirklich dumm sein.

Die Wirklichkeit

Wirklichkeit ist leider auch, dass die Pflichtschule nicht lückenlos für Qualität garantieren kann: Stichwort Leistungsverantwortung. Die Qualität der Pädagogik, die Qualität in der Zusammenarbeit zwischen Lehrenden, Eltern und SchülerInnen reicht nicht aus, um allen schulpflichtigen Kindern die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Dazu kommt, dass die Schule keine sozialen Ungleichheiten ausgleichen kann. Wenn die Eltern nicht ergänzen, was die Schule nicht leisten kann, dann bleiben Kinder zurück. Und wenn weder Eltern noch Schule zur geistigen Entfaltung des Kindes beitragen können, wird das Pflichtschul-Abschlussniveau nicht erreichbar sein. Möglicherweise wird trotzdem ein positives Abschlusszeugnis ausgegeben, auch wenn die notwendigen Grundfertigkeiten gar nicht vorhanden sind. Und dann beginnt der Spießrutenlauf zwischen Arbeitgebern und Behörden, mit der ständigen Angst, bloßgestellt zu werden. Dass aus solchen Erfahrungen sozialer Rückzug, Opferhaltung, Verweigerung, Aggression und Ablehnung von Bildungsangeboten resultieren, verwundert nicht.

Der Traum

Meine Vision ist, dass 2020 Basisbildung für die Schlauen ist und nicht mehr als Spezialförderung für die Zurückgebliebenen gilt. Schlau sein heißt dann, sich das Know How zu besorgen, das für die momentane Lebenssituation notwendig ist. Das ist dann genau so selbstverständlich wie die Teilnahme am Kurs zum ökologischen Gartenbau oder zur Erstellung des eigenen Stammbaumes.
  • Wird z. B. die Verwendung der Schriftsprache immer unumgänglicher, dann geht jeder Mensch ganz selbstverständlich in die Basisbildung und bekommt dort die passgenaue Unterstützung.
  • Ist es unmöglich, mit der eigenen Rechenkompetenz zu rationalen Entscheidungsgrundlagen zu kommen, führt der erste Weg in die Basisbildung. Nachvollziehen, trainieren und anwenden wird zur Selbstbestärkung schlechthin.
  • Haben sich neue Technologien etabliert, mit denen viele schon selbstverständlich umgehen, führt der erste Weg in die Basisbildung. Dort können sich alle sicher sein, einen Einstieg auf dem passenden Niveau zu finden.
Niemand wird es mehr notwendig haben, sich für fehlende Kompetenzen zu rechtfertigen. Das Nachholen von Abschlüssen ist absolut uninteressant. Gewürdigt wird die Eigeninitiative, sich das anzulernen, was der Mensch für sein menschliches und berufliches Fortkommen braucht. Unterstützt wird das selbstverständlich nicht nur informell, sondern bundesweit institutionell, finanziell und kommunal. Lernen vor Ort und virtuell vernetzt greifen ganz selbstverständlich ineinander.



In der LehrerInnen-Tasche...

Kennen Sie die "What's in my bag?"-Videos und Fotos? Wahrscheinlich seit es YouTube gibt, gibt es Fotos oder Filme, in denen Menschen zeigen, was sie in ihrer Tasche so jeden Tag mit sich herumschleppen. Hier kann man, z.B. solche Fotos auf Flickr anschauen.
Über den Nutzen solcher Fotos und Viedeos kann man sich streiten, aber sie haben mich auf eine neue Blogidee gebracht. Als KursleiterIn muss man auch jeden Tag seine gefüllte Tasche zum Unterricht bringen - nur was ist denn da wohl drin? Ich hab von meinem Kram einmal Fotos gemacht - vielleicht bringt es ja den einen oder die andere auf neue Ideen:

1. für die Arbeitsblätter
Diese Mappe finde ich super - außen Plastik wegen der Haltbarkeit, innen Papier und 6 Einlegefächer für 6 verschiedene Sätze kopierter Arbeitsblätter. Leicht zu öffnen, zu sichten und rauszunehmen.






 
 2. Kleinkram
 ...hebe ich in dieser Din-A5 Plastikmappe auf. Was da genau drin ist?









3. Stifte
Kulis, bunte Filzstifte, Buntstifte, Whiteboard-Stifte, Folienschreiber, Bleistifte








4. Bastel-Material
...selbsterklärend...









5. Sonstiges
USB-Stick (weil man den bei uns an den Kopierer anschließen kann),
Magnete,
Würfel und Spielsteine für Würfelspiele,
Klebezettelchen, um Seiten zu markieren
und Bonbons als Preise für Spiele






6. Und schließlich:
einen Din-A5 Plastikumschlag mit all den kleinen Kärtchen und Bildern, die man im Unterricht benötigt.







Fachtagung Alphabetisierung 2013 in Nürnberg

Wieder sind fast 3 Tage Fachtagung vorbei - vollgepackt mit Austausch, Informationen, viel Arbeit und viel Spaß.

Los ging's wie immer mit Reden zur Eröffnung der Veranstaltung - hier von Dagmar Wöhrl (CDU/CSU Fraktion), Manfred Schmidt (BAMF) und Jutta Stobbe, einer ehemaligen Lernerin und Botschafterin der Alphabetisierung.

Thomas Bartelt eröffnete die Ausstellung "Lesen und Schreiben - mein Schlüssel zur Welt", die danach auch angeschaut und ausprobiert werden konnte.

Danach sprach Reinhard Sellnow über die Teilhabe von Bürgern an wichtigen Entscheidungen: den sogenannten Bürgerbeteiligungsprozessen. Darüber kamen wir dann zum Thema Alphabetisierung und "Betroffene zu Beteiligten machen". Denn Lernende sollten genauso in Entscheidungen einbezogen werden, die sie etwas angehen.


Peter Hubertus stellte zuerst die Sichtweise der Lernenden und ihre Argumente vor - und danach die der Fachleute, Wissenschaftler und Kursleitenden. Dadurch wurde deutlich, dass beide Seiten sinnvolle und nachvollziehbare Gründe haben, und eine Entscheidung dafür oder dagegen gar nicht so einfach ist (obwohl - also rein von der Menge gesehen, nannte er weit mehr Argumente als "Wir Lerner"...). Wir gingen dann an Tische mit verschiedenen Themen, zu denen wir in wechselnden Kleingruppen diskutierten (World Café).

Der folgende Tag blieb beim Thema der Beteiligung von Lernern und zeigte uns die internationale Sicht. Michael Power, Lerner und ehemaliger Vorsitzender der NALA (der irischen Organisation für Alphabetisierung) erzählte uns davon, wie Lernende in Irland in Politik und Entscheidungsgremien teilhaben. In Irland hat jeder vierte Erwachsene Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben, das macht 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gegen diese Zahlen muss die Politik etwas machen - und die Lernenden unterstützen und steuern dabei. Michael sprach eindringlich von der "Learner's Voice" - der Stimme aller Lernenden - und dass sie gemeinsam so laut sein muss, dass die Politik sie hört.

In eine ähnliche Richtung geht auch das LEXIDA-Projekt, das Tim-Thilo Fellmer, Jutta Stobbe, Elfriede Haller und Bettina Lübs anschließend vorstellten. Auch hier werden Lerner-Experten eine wichtige Rolle spielen.

In den anschließenden Workshops hatte man die Qual der Wahl. Alles klang spannend, und der Stadtrundgang im sonnigen Nürnberg war eine gute Möglichkeit, das künstliche Licht und die Klimaanlage des Tagungsraums mal zu verlassen. Danach ging's zum Infomarkt, auf dem - wie der Name schon sagt - man Infos zu neuen und alten Projekten bekommen konnte.

Am Abend gab es eine Lesung von Lerner-Texten, vorgetragen von Achim Scholz und Brigitte van der Velde und einer spontanen Zugabe
von Lerner Kay.

Und dann begann schon der dritte und letzte Tag mit einer Gesprächsrunde mit den Alfa-Helden Solveig und André. Sie erzählten von ihren Erfahrungen und wie es ist, als Jugendliche Öffentlichkeitsarbeit für Alphabetisierung zu machen.
Dr. Corinna Kleinert stellte die Ergebnisse der NEPS Bildungsstudie vor.

Die Veranstaltung endete mit einer Diskussionsrunde und einem Fazit des
Bundesverbands Alphabetisierung und Grundbildung - und einer nicht enden wollenden Verabschiedung von alten und neuen Freunden und Mitstreitern.