Potenzial und Bereicherung - nicht Belastung

Interkulturelle Kompetenz? Großer Erfahrungsschatz? Hohe Motivation?
Es scheint, als ob das Potenzial, das in Menschen mit Migrationshintergrund steckt, auch langsam von Unternehmen und Organisationen erkannt wird.

Indiz Nr.1: Gerade erst habe ich in meiner Lokalzeitung eine Anzeige gefunden, die sich gezielt an Migranten wendet, um für die Ausbildung zum/r "Pflegeasistenten/in mit dem Schwerpunkt kultursensible Pflege" zu werben. Die Notwendigkeit und der Nutzen wird klar herausgestellt: "Krank sein und zur Behandlung im Krankenhaus liegen oder die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst zu benötigen, ist für alle Menschen gleich schlimm. Wenn dazu aber noch die sprachliche Verständigung schwer ist oder das Erleben der Krankheit auf einen anderen kulturellen Hintergrund trifft, ist der Patient verunsichert und der Heilungsprozess verzögert sich." Es wird also Pflegepersonal gesucht, das genau diese Kompetenzen, nämlich kulturelles Wissen und entsprechende Sprachkenntnisse, vorweisen kann.

Indiz Nr.2: Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft e.V. hat heute die monatliche Hochschulperle an die Uni Oldenburg verliehen. Grund dafür ist das "Kontaktstudium Schulsozialarbeit", das es Flüchtlingen, anerkannten Asylbewerbern und Ausländern mit Aufenthaltserlaubnis ermöglicht, sich als Schulsozialarbeiter weiterzubilden. Durch die Schulsozialarbeit werden Kinder und Jugendliche auf ihrer Schullaufbahn unterstützt. In Großstädten ist ein Anteil von 60-90 Prozent an Schülern mit Migrationshintergrund nicht ungewöhnlich, und dadurch spielen die gemeinsamen Erfahrungen, Sprache und kultureller Hintergründe von Jugendlichen und Sozialarbeitern oder auch Pädagogen eine entscheidende Rolle.

Es wird also höchste Zeit, dass auch auf dem Arbeitsmarkt die besonderen Kenntnisse und Erfahrungen von Migranten als Bereicherung und Qualifikationen erkannt und nicht als Belastung empfunden werden. Nicht nur untereinander können Migranten als Arbeitnehmer wichtige Kompetenzen liefern (also als Unterrichtende mit Migrationshintergrund für Lernende mit Migrationshintergrund), sondern sie können auch das Weltbild und Wissen von allen Schülern, ganz gleich welcher Kultur, entscheidend erweitern. Ich will hier nicht abstreiten, dass es auf diesem Weg noch genügend Hindernisse zu bewältigen gibt (einige werden im aktuellen Newsletter des Netzwerks "Integration durch Qualifizierung" angesprochen), sondern nur ein kleines Plädoyer für eine sich ändernde Grundeinstellung halten. Migranten können eine riesige Bereicherung bieten - wenn sie als solche erkannt und akzeptiert wird.

Review: Grundbildung.de

Quelle: Grundbildung.de
Wie oft lesen wir an einem durchschnittlichen Tag? Von Zeitung oder Bettlektüre einmal abgesehen ist das Lesen zentraler denn je für viele Bereiche des Lebens geworden. Wir verabreden uns über Emails, SMS oder in Social Networks, bestellen Biokiste oder MP3-Player im Internet - selbst unsere Fahrscheine kaufen wir an einem Automaten. Und um den bestellten MP3-Player bedienen zu können, muss man natürlich auch lesen können, von der dicken Bedienungsanleitung mal ganz abgesehen. Lesen und Schreiben sind aber nicht so selbstverständlich wie man denken könnte.
In Deutschland gibt es über vier Millionen funktionale Analphabeten, d.h. Erwachsene, deren Lese- und Schreibkenntnisse für Alltag und Beruf nicht ausreichen. Dass das gerade in einer immer komplexer werdenden Welt ein ganz entscheidenes Handicap ist, muss nicht extra betont werden.

Die Zahl der von Analphabetisierung betroffenen Menschen zu verringern, hat sich Grundbildung.de (Deutscher Volkshochschulverband e.V.) zur Aufgabe gemacht. Auf der Website sind Informationen für Lehrende und Organisationen und Lernmöglichkeiten für Lernende zusammengetragen. Zentral dabei: das kostenlose e-Learning Portal ich-will-lernen.de, das eine interaktive Übungsdatenbank für Lehrende und Lernende bereitstellt. Auch interessant: AlphaVZ, ein Soziales Netzwerk für funktionale Analphabeten. Schriftliche Kommunikation kann so geübt werden und nebenbei kann man noch feststellen, dass man nicht alleine ist - für viele funktionale Analphabeten ein gutes Gefühl. Außerdem gibt es Winterfest, ein schön gemachtes Computerspiel zum Üben von Lesen, Schreiben und Rechnen. Dieses Spiel werde ich in einem nachfolgenden Blogpost einmal genauer vorstellen.
Über diese Lehrmöglichkeiten hinaus werden auf Grundbildung.de Ergebnisse von Forschungsstudien vorgestellt, Unterrichtsmaterialien und ein Fortbildungskalender angeboten und Literaturtipps und Links zusammengetragen.

Aus Sicht einer Kursleitenden freue ich mich über das Angebot an Übungsmöglichkeiten für meine Alpha-Kurse. Vor allem, weil der Alphabereich mit Unterrichtsmaterialien nicht gerade überschwemmt ist, und weil ich so auch gleich Medienkompetenz mittrainieren kann. Die Überwindung, sich an einen Computer zu setzen, ist erfahrungsgemäß bei Alpha-Lernenden groß, aber danach machen die Spiele - besonders auch an einem langen Freitagnachmittag - viel Spaß. Aus Sicht der Forscherin und Wissenschaftlerin, die ich ja auch bin, ist die Bündelung von Alphabetisierungs- und Grundbildungsprojekten auf einer Website mit der strukturierten Darstellung von Ergebnissen sehr lobenswert.






14 Länder, 14 Filme, 14 Welten

Quelle: berlinbabylon14.net
In eine fremde Welt eintauchen - in 14 fremde Welten, um genau zu sein - das ermöglicht Around the World in 14 Films. Das Filmfestival zeigt ausgezeichnete Weltkinofilme von Lateinamerika, über Russland, nach Korea, zurück nach Norwegen, und viele mehr. Am Ende der Reise wird der Intercultural Film Award vergeben, gesponsert vom Institut für Auslandsbeziehungen.
Gestern waren wir im kanadischen Teilnehmerfilm, Small Town Murder Songs, mit dem so großartigen wie furchteinflößenden Peter Stormare. Der Thriller spielt in einer Mennonitengemeinde in Ontario, und mehr als die Mördersuche fesseln die Atmosphäre, die durchdringende Musik, die langen Szenen in Slow Motion.
Das Festival läuft noch bis zum 3.12. im Babylon, Berlin.


KennenLernen

Quelle: neuköllner-talente.de

Gerade erst hat die taz darüber geschrieben. In der Berliner Woche, unserer Lokalzeitung habe ich vor einer Weile mal wieder davon gelesen. Die erste große Zeitung, die über die Neuköllner Talente berichtet hat, war die Sueddeutsche, und zwar schon 2008. Seitdem hat das Projekt viel Zustimmung erhalten, wurde im ZDF vorgestellt, und hat den dritten Preis des Deutschen Bürgerpreises gewonnen. Neuköllner Talente vermittelt Neuköllner Kinder, zwischen 8 und 12 Jahre alt, mit jeweils einem ehrenamtlichen Paten/in. 2-3 Stunden in der Woche unternehmen Pate/in und Patenkind etwas zusammen. Eine 60-jährige und ein 10-jähriger erkunden zusammen den Wannsee mit dem Ruderboot, eine 28-jährige geht mit ihrem 11-jährigen Patenkind in das Theater oder auch im Park spazieren. Dabei sollen die Paten bewusst nicht den Sozialarbeiter ersetzen oder Nachhilfeunterricht geben - sondern beide verbringen einen Teil ihres Alltags miteinander und lernen sich gegenseitig immer besser kennen. So entstehen Patenschaften, Freundschaften, und Kommunikation über Nationen und Schichten hinaus.