Review: Grundbildung.de

Quelle: Grundbildung.de
Wie oft lesen wir an einem durchschnittlichen Tag? Von Zeitung oder Bettlektüre einmal abgesehen ist das Lesen zentraler denn je für viele Bereiche des Lebens geworden. Wir verabreden uns über Emails, SMS oder in Social Networks, bestellen Biokiste oder MP3-Player im Internet - selbst unsere Fahrscheine kaufen wir an einem Automaten. Und um den bestellten MP3-Player bedienen zu können, muss man natürlich auch lesen können, von der dicken Bedienungsanleitung mal ganz abgesehen. Lesen und Schreiben sind aber nicht so selbstverständlich wie man denken könnte.
In Deutschland gibt es über vier Millionen funktionale Analphabeten, d.h. Erwachsene, deren Lese- und Schreibkenntnisse für Alltag und Beruf nicht ausreichen. Dass das gerade in einer immer komplexer werdenden Welt ein ganz entscheidenes Handicap ist, muss nicht extra betont werden.

Die Zahl der von Analphabetisierung betroffenen Menschen zu verringern, hat sich Grundbildung.de (Deutscher Volkshochschulverband e.V.) zur Aufgabe gemacht. Auf der Website sind Informationen für Lehrende und Organisationen und Lernmöglichkeiten für Lernende zusammengetragen. Zentral dabei: das kostenlose e-Learning Portal ich-will-lernen.de, das eine interaktive Übungsdatenbank für Lehrende und Lernende bereitstellt. Auch interessant: AlphaVZ, ein Soziales Netzwerk für funktionale Analphabeten. Schriftliche Kommunikation kann so geübt werden und nebenbei kann man noch feststellen, dass man nicht alleine ist - für viele funktionale Analphabeten ein gutes Gefühl. Außerdem gibt es Winterfest, ein schön gemachtes Computerspiel zum Üben von Lesen, Schreiben und Rechnen. Dieses Spiel werde ich in einem nachfolgenden Blogpost einmal genauer vorstellen.
Über diese Lehrmöglichkeiten hinaus werden auf Grundbildung.de Ergebnisse von Forschungsstudien vorgestellt, Unterrichtsmaterialien und ein Fortbildungskalender angeboten und Literaturtipps und Links zusammengetragen.

Aus Sicht einer Kursleitenden freue ich mich über das Angebot an Übungsmöglichkeiten für meine Alpha-Kurse. Vor allem, weil der Alphabereich mit Unterrichtsmaterialien nicht gerade überschwemmt ist, und weil ich so auch gleich Medienkompetenz mittrainieren kann. Die Überwindung, sich an einen Computer zu setzen, ist erfahrungsgemäß bei Alpha-Lernenden groß, aber danach machen die Spiele - besonders auch an einem langen Freitagnachmittag - viel Spaß. Aus Sicht der Forscherin und Wissenschaftlerin, die ich ja auch bin, ist die Bündelung von Alphabetisierungs- und Grundbildungsprojekten auf einer Website mit der strukturierten Darstellung von Ergebnissen sehr lobenswert.