Tagung in Königswinter: "Rahmencurriculum und Kurskonzept für eine abschlussorientierte Grundbildung"

Quelle: bildungsverband.info
Alphabetisierung und Grundbildung haben eine besondere Stellung in der deutschen Bildungslandschaft. Diese Aussage ist nicht so positiv gemeint, wie sie klingt, aber sie ist auch nicht ausschließlich negativ gemeint. Nur eben so, dass in der Alphabetisierung/Grundbildung vieles anders ist. Zum Beispiel gibt es nur wenig Möglichkeiten zur Kursleiterqualifizierung; Alphabetisierung/Grundbildung sind nur wenig bis gar nicht Teil eines Lehramts- oder DaF-Studiums; es gibt vergleichsweise wenig Lehrwerke und Materialien, und vieles mehr. Und ein standardisiertes Rahmencurriculum, kaum wegzudenken aus Schule und Integrationskurs (wieder soll in der Aussage weder ein positiver noch negativer Tonfall mitschwingen), gibt es auch noch nicht. Das aber soll sich ändern, da das Team um PD Dr. Angela Rustemeyer seit Januar 2012 und bis 2014 an einem "Rahmencurriculum für die abschlussorientierte Grundbildung" arbeitet. Ergebnisse wurden jetzt auf einer Tagung in Königswinter (09./10.10) vorgestellt.

Hier eine kurze Zusammenfassung von Inhalten, so wie ich sie auf dem Tagungsbesuch wahrgenommen habe.
  • Die Inhalte des Rahmencurriculums basieren auf den Inhalten der lea.-Diagnostik.
  • Das Curriculum wird die Fähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen auf den Leveln Alpha1-Alpha4 (z.T. auch Alpha5) enthalten - ein besonderer Bezug zum Berufsleben (Altenpflegehilfe, Metallverarbeitung) ist vorgesehen.
  • Eine feste ExpertInnengruppe von Alphabetisierungslehrenden, die schon lange in der Alphabetisierungspraxis stehen, kooperiert mit dem Projektteam.
  • Das Rahmencurriculum ist "abschlussorientiert", d.h. beinhaltet den Erwerb von Zertifikaten und die Durchführung von Tests.
  • Es kleinschrittig angelegt, so dass auch minimale Lernziele dokumentierbar sind.
  • Es zielt darauf ab, neue Lernende zu gewinnen: Lernende auf Alpha3-Level und Jugendliche im Übergang Schule-Beruf.
  • Zusätzlich zum Curriculum sind geplant: Lehrwerk, Kurskonzept, Fortbildung (als Modul in ProGrundbildung), Prüfungen (Kooperation mit TELC), Verlinkung mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen.
  • Die sozialpädagogische Seite soll im Kurskonzept berücksichtigt werden, aber nicht Teil des Unterrichts sein.
  • Das Rahmencurriculum soll ausdrücklich nicht zur Klassifizierung und Selektion von Lernenden benutzt werden. Das Projektteam betont die Individualität des einzelnen Lerners und des jeweiligen Lernprozesses. Ergebnisse sollen keine Sanktionen bedeuten.
    (Allerdings: wie können genau diese Entwicklungen überhaupt verhindert werden?)
In der zweiten Hälfte des nächsten Jahres ist eine Erprobungsphase geplant. Ganz verschiedene Träger mit verschiedenen Kursformaten können sich für eine solche Erprobung zur Verfügung stellen.