PIAAC und die Konsequenzen für die Grundbildung

Im letzten Monat war ich beim Sommerfest der Berliner Volkshochsschulen, auf dem Prof.Dr.Harm Kuper von der Freien Universität Berlin einen Vortrag zu den PIAAC-Ergebnissen hielt.

Jetzt ist ja zu PIAAC schon viel geschrieben und geredet worden, trotzdem hat mir der Vortrag einige Punkte noch einmal verdeutlicht. Diese Punkte will ich hier einmal - ganz persönlich ausgewählt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit - sammeln.

1) die Konsequenzen von PIAAC im Vergleich mit PISA
Die Studie PISA wurde ganz klar im System "Schule" durchgeführt: Schüler wurden befragt, Schulfächer wurden getestet, mit den Schulcurricula stehen gemeinsame Standards fest. Deswegen erlaubte PISA einen Rückschluss auf die 'Systemleistung' des Systems Schule. Für Probleme (die schlechten Ergebnisse der deutschen Schüler) konnte die Schule und die Schulpolitik direkt verantwortlich gemacht werden. Der politische Druck war daher bei PISA sehr hoch, da die Verbindungen und Verantwortlichkeiten klar erscheinen.

Beim Testen der Erwachsenen in der PIAAC-Studie sind die Verantwortlichkeiten und Einflussfaktoren längst nicht so klar. Das System, das zu dem Ergebnis geführt hat, kann nicht eindeutig gefunden werden, d.h. es gibt auch niemanden, der für die Ergebnisse verantwortlich gemacht werden kann. Es betrifft eher eine so vage Kategorie, wie z.B. 'Zivilgesellschaft'.
Das heißt wiederum, dass der politische Druck auf die politischen Verantwortlichkeiten im Zuge der PIAAC-Studie auch weniger stark ausfallen werden, als es bei PISA der Fall war.


2) Zusammenhang zwischen Grundkompetenzen und der Beteiligung an non-formaler Bildung (z.B. Kursbesuchen)
Prof. Kuper hat untersucht, wie verschiedene Faktoren und die Bereitschaft, Weiterbildung (im weitesten Sinne) in Anspruch zu nehmen, zusammenhängen. Seine Ergebnisse bestätigen Vermutungen:
  • hohe Grundkompetenzen führen zu hoher Weiterbildungsbeteiligung
  • ein hoher Berufs- oder Hochschulabschluss führt zu hoher Weiterbildungsbeteiligung
  • ein hoher Leseaufwand bei der Arbeit führt zu hoher Weiterbildungsbeteiligung
  • eine bessere Lesekompetenz führt zu hoher Weiterbildungsbeteiligung
Prof. Kuper endete mit folgendem Fazit:
  • Es gibt einen großen Förderbedarf bei den Grundkompetenzen Erwachsener. Er fordert: Grundbildung stärken!
  • Es lohnt sich, in die hohe Bildung von Kindern zu investieren, denn das führt automatisch zu hoher Weiterbildungsbeteiligung im Erwachsenenalter.
    Er fordert: Bildungsverläufe sichern!