Who is Who: Lesen und Schreiben e.V. Berlin

Quelle: www.lesen-schreiben.com
Ich wohne in Berlin Neukölln und nahe an unserer riesigen Einkaufsstraße, der Karl-Marx-Allee, gibt es den Verein Lesen und Schreiben e.V. Und zwar schon seit der Gründung im Jahre 1983.
Was diesen Verein von anderen unterscheidet? Er ist vor allem auf deutsch sprechende An-Alphabeten spezialisiert, und bietet (auch im Unterschied zu vielen anderen Berliner Vereinen) ganztägige Angebote. Dabei wird ganzheitlich gearbeitet, d.h. die Vermittlung von Schriftsprache wird mit anderen praktischen Aktivitäten (in der Werkstatt handwerklich arbeiten, im vereinseigenen Cafe arbeiten oder einen Lehr-Garten in Schuss halten) und sozialpädagogischer Betreuung kombiniert. Die Kombination von geistiger und körperlicher Arbeit finde ich sehr wichtig. Denn es ist ja beileibe nicht so, dass mit der Arbeit im Schaugarten oder in der Werkstatt auch das Deutschlernen aufhört. Zum Beispiel können viele Fachbezeichnungen für Werkzeuge oder Pflanzen im Unterricht aufbereitet werden. So bleibt man bei den Interessen der Lerner und bietet alltagsrelevanten Unterricht. Und nebenbei qualifizieren sich die Lernenden auch noch für den Arbeitsmarkt weiter. Dazu kommt Bewerbungstraining und das Umgehen mit dem Computer wird auch geübt.

Der Verein ist auf das klare Ziel ausgerichtet, Lese- und Schreibschwachen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern. Dabei wird ein ganztägiges, ganzheitliches und umfassendes Angebot gemacht. Für Lehrende interessant: Man kann Unterrichtsmaterial bestellen oder die jährlich erscheinende Zeitschrift "Jeder hat das Recht Lesen und Schreiben zu lernen" im Unterricht einsetzen. In der Zeitschrift sind eigenen Texte der kreativen Analphabeten und Übungsideen abgedruckt; schön aufbereitet und groß gedruckt. Die Zeitschrift kann man kostenlos herunterladen - und einzelne Texte hervorragend im eigenen Unterricht einsetzen...

Wofür man den Elevator Pitch noch so gebrauchen kann...

Quelle: Flickr ("Neulich im Fahrstuhl" von Pelipe-Bremen)
Es gibt viele schicke Ausdrücke für Dinge, die einem sowieso schon immer irgendwie klar waren. "Elevator Pitch" gehört dazu. Der Ausdruck wurde zunächst im Verkauf entwickelt, und umfasst eine kurze, knackige, lebendige Beschreibung eines Produktes oder einer Verkaufsidee. So kurz, dass man sie im Fahrstuhl vom 1. zum 4. Stock beim Chef oder Kunden anwenden kann - falls es zu dieser Gelegenheit kommen sollte (daher "Elevator"). Vom Verkauf hat sich der Ausdruck jetzt auch in Selbstmarketing und Bewerbungen geschlichen. Mit dem Elevator Pitch stellt man jetzt nicht mehr das Produkt oder die Idee vor, sondern sich selbst. So kann man z.B. bei einem Telefongespräch, das man im Rahmen einer Initiativbewerbung führt, auf sich aufmerksam machen. Oder auch beim Bewerbungsgepräch, wenn man die durchaus nicht so einfach zu beantwortende Frage: "Erzählen Sie mal etwas über sich!" gestellt bekommt.
(Dazu fallen mir übrigens auch noch die Familienfeste ein, bei denen der Onkel fragt, wie's der eigenen Karriere denn so geht. Es ist wesentlich angenehmer, eine kurze und deftige Antwort entgegenzuschmeißen, als rumzustottern..)

Das Formulieren eines Elevator Pitchs soll in diesem Post nicht angesprochen werden. Es reicht, das Stichwort kurz zu googlen und schon bekommt man jede Menge netter Websiten, die das genau erklären. Und so schwierig ist es auch wirklich nicht. Ich bin aber der Meinung, dass man solche kurzen Reden in viel mehr Situationen als nur beim Verkaufs- und Bewerbungsgespräch anwenden kann. So zum Beispiel auch im Fremdsprachenunterricht. Super Übung! Wann immer man neue Menschen kennen lernt, muss man erst einmal etwas Interessantes über sich selbst erzählen. So kommt man ins Gespräch - und wenn das etwas 'einstudiert', hat man gleich in der anschließenden Unterhaltung mehr Sicherheit. Auf den ersten Eindruck kommt es an. Also: Elevator Pitch. Die Vokabeln sind ganz die des Lerners, der Nutzen der Übung im Beruf und Alltag mehr als deutlich, der Text nicht zu lang. Man kann es stärker anleiten (Beispiele aus dem Internet - da gibt es Hunderte - vorstellen und Wortschatz anbieten) und dann der Kreativität der Lernenden freien Lauf lassen. Hier geht es auch darum, witzig zu sein, das Interesse z.B. mit bildhafter Sprache oder Wortspielen zu steigern - und so macht der Unterricht Spaß.

Auffallend bewerben - Teil 3

Quelle: Flickr (Patty Anne)
Hier der letzte Teil meines kleinen Exkurses ins Bewerbungs-How-To. Dabei spare ich mir - wie bei den vorherigen Einträgen auch - das was wir eh schon wissen oder man überall nachlesen kann (ja, den Lebenslauf muss man unterschreiben, und zwar am besten mit bleuer Tinte...) und konzentriere mich auf das, was für mich bemerkenswert und überraschend war.

Claudia Nubers hervorragendes Auffallend gut war deswegen eine wichtige Lektüre für mich, weil sie mich in meiner Hoffnung bestätigt hat, dass man eben nicht mit dem Strom schwimmen muss, um erfolgreich zu sein. Typische Floskeln und nichtssagende 08/15 Anschreiben sind, nach ihrer professionellen Meinung, für Unternehmen nicht besonders interessant. Mit einem persönlichen Stil und echtem Interesse kann man offensichtlich mehr erreichen - und das freut mich natürlich, denn darum sollte es bei der Arbeit ja auch gehen. Firmen wollen Persönlichkeiten, die sich als Menschen zu erkennen geben und die ihre individuelle Motivation vermitteln können. Also: man darf sich was trauen. Großartig!

Für das Anschreiben wichtig:
  • Ich beschreibe mich als Person: was ist mir wichtig, wie haben mich frühere Erfahrungen geprägt, wie bin ich zu der gewachsen, die ich jetzt bin? Warum macht mir genau diese Arbeit Spaß? Spaß ist die beste Motivation - Firmen werden das wissen.
  • Nicht vergessen: Stellenanzeige genau lesen, die Bedürfnisse des Unternehmens herausbekommen und dann schauen, wie sie zu mir selber passen. So wie ich in das Unternehmen passen muss, muss das Unternehmen zu mir passen.
  • Sich einem Unternehmen vorstellen, ist ein bisschen wie flirten oder eine Kontaktanzeige aufgeben. Da schreibt man ja auch nicht die Körpermaße und 3 Charaktereigenschaften rein, sondern macht vor allem neugierig. 
Ich kann zusätzlich zu Anschreiben und Lebenslauf noch ein "Qualifikationsprofil" auf einer Seite zusammenstellen. Darin erwähne ich die verschiedenen Positionen der Stellenanzeige und schreibe daneben, wie ich sie persönlich erfüllen kann. Das kann zum Beispiel tabellarisch geschehen, mit den Spalten "Sie wünschen", "Ich biete", oder Ähnlichem.

Zum Vorstellungsgespräch selbst gab es für mich auch eine Überraschung. Man soll ehrlich sein. Man darf sagen, wenn man sich über eine bestimmte Frage noch keine Gedanken gemacht hat oder sich unsicher ist. Hätte ich so nicht gedacht... Wenn man im Empfang abgeholt wird oder sich Smalltalk ergibt, darf man auch den Gegenüber fragen, nach seiner/ihrer Aufgabe in der Firma, wie lange er/sie schon dort arbeitet etc. Das zeugt von sozialer Kompetenz. Das Gespräch sollte tendenziell wie eines unter Freunden ablaufen - mit einem gegenseitigen Interesse, Ehrlichkeit und Freundlichkeit. Dazu gehört auch, dass Fragen von beiden Seiten gestellt werden - offene Fragen, also W-Fragen, sind besonders ergiebig. Dankbar sein. Und gelassen.

Am Ende des Buches gibt es dann noch eine Menge interessanter Fallbeispiele - von einem Herren, der in Bademantel zum Vorstellungsgespäch kam, bis zur Frau, die Ihre Bewerbung bei einem Nahrungsmittelhersteller in einen Pralinenkasten verpackte. Davon kann man halten, was man will, aber sie machen sicher Lust auf mehr Spaß und Kreativität bei der Jobsuche. Und davon kann man ja nie genug haben...

Auffallend bewerben - Teil 2

Quelle: Flickr (Patty Anne)
Wie versprochen hier der zweite Teil der auffallenden Bewerbungstipps, basierend zum großen Teil auf Claudia Nubers Auffallend gut.










  • Interessante Stellen sind selten ausgeschrieben. Was tun? Zum Beispiel eine Initiativbewerbung starten. Dazu muss man aber erst einmal das Wunschunternehmen finden. Hilfreich dabei sind Infodienste wie die Telekom, die Industrie- und Handelskammer, professionelle Anbieter (z.B. Hoppenstedt-Verlag) oder auch das gute alte Internet. Zur Information über das Unternehmen hilft der aktuelle Geschäftsbericht und Personalbericht. Im Personalbericht kann zum Beispiel verschlüsselt ausgedrückt werden, was vom Mitarbeiter erwartet wird - eine wichtige Info, mit der man bei der Bewerbung punkten kann. Für gezieltere Infos muss man anrufen - am besten beim Sekretariat des Personalleiters. Ein guter und unverbindlicher Einstieg ist es, nach einem "Schnuppertag", Tag der offenen Tür oder auch Praktikum oder Volontariat zu fragen, um die Firma besser kennen zu lernen. Ein anderer Einstieg ist es zum Beispiel, die Karten auf den Tisch zu legen. Man interessiert sich schon lange für das Unternehmen (Grund nennen), und wollte jetzt einfach einmal nachfragen...
  • Für das Telefonieren kann man sich als Vorbereitung einen Gesprächsleitfaden zurecht legen. Darin könnte stehen: den Namen deutlich sagen und nachfragen, ob man eventuell gerade stört; Wer bin ich? Was will ich? Qualifikationen (die wichtigste zuerst), Warum interessiere ich mich für das Unternehmen? Welchen Nutzen hat das Unternehmen? Wann könnte ich eine neue Stelle beginnen? Was soll dieser Anruf bewirken? Wie wird weiter vorgegangen?
  • Weitere wichtige Punkte beim Telefonieren: wenn man sich darauf einigt, Bewerbungsunterlagen zuzuschicken, dies bitte auch innerhalb von 3 Tagen tun. Dabei das Gespräch erwähnen und sich auf die Person beziehen (unbedingt den Namen buchstabieren lassen, damit man ihn später nicht falsch schreibt. Freundlich für das Gespräch bedanken - egal wie es ausgeht. Und fragen, ob man vielleicht doch seine Bewerbungsunterlagen zuschicken darf. Denn man weiß ja nie... Und außerdem: wenn gerade keine Stelle frei ist, nachfragen, ob bei einem anderen befreundeten Unternehmen oder Organisation sich vielleicht eine Möglichkeit ergeben könnte. Dann Telefonnummer geben lassen und fragen, ob man sich auf das Gespräch und die Person beziehen darf.
  • Wenn doch eine ausgeschriebene Stelle in Frage kommt, sind folgende Fragen wichtig und sollten aus der Stellenanzeige hervorgehen: Was genau umfasst der Tätigkeitsbereich?, Wo im Unternehmen ist die Position angesiedelt?, Wellche fachlichen Kernqualifikationen sind notwendig? Worauf legt das Unternehmen bei seinen Mitarbeitern besonderen Wert? Wenn das nicht klar aus der Stellenanzeige hervorgeht: anrufen und nachfragen!
Im nächsten und letzen Teil meiner Bewerbungsserie komme ich dann zu den wichtigesten Elementen einer Bewerbung: dem Anschreiben und den Bewerbungsgespräch.

Handschrift - Aspekt der Alphabetisierung

Quelle: Flickr (interchangeableparts)
Ist die individuelle Handschrift nicht ein sehr persönlicher Aspekt eines jeden Menschen? Kringel als i-Punkte verraten das Mädchenhafte, nach rechts fallende Buchstaben wirken dynamisch, stark ausholende Schweibweise suggeriert Sicherheit.
Unsicherheit im Umgang mit Schrift kann genauso leicht aus der Handschrift abgelesen werden. Während man als Lehrer bei der Alphabetisierung die Handschrift leicht vergisst - schließlich scheint es wichtiger, dass die Buchstaben in die richtigen Reihenfolge kommen, als dass sie dabei auch noch schön aussehen, kann Sicherheit in der Handschrift Sicherheit generell verstärken - und umgekehrt.

Hier einige Ideen zur Beübung und Verbesserung von Handschrift:
  • Arbeit an der Handschrift sollte idealerweise vom Wunsch des Lernenden ausgehen - um nicht zu vermitteln, dass seine/ihre Schrift inadequat ist.
  • Es kann hilftreich sein, auch den materiellen Aspekt des Schreibens anzusprechen: besonders der passende, bequeme Stift ist wichtig; aber auch gutes Papier, die richtige Haltung, ein bequemer Stuhl.
  • Mit einem Stift gedankenverloren auf Papier oder einer alten Zeitung herumzukritzeln, machen viele Menschen beim Telefonieren oder Nachdenken. Bei der Alphabetisierung kann das Kritzeln helfen, das sichere Halten des Stiftes zu Üben, ohne gleich Wörter schreiben zu müssen.
  • Als Lehrender sollte man einen Stift nicht leichtfertig in der Hand halten. Ich habe, z.B. wenn ich akademische Vorträge halte, gernen einen Stift in der Hand, um eventuell etwas zu notieren oder auch zum Unterstützen meiner Gesten. Beim Unterrichten lege ich ihn bewusst aus der Hand.
  • Idealerweise sollten die Lernenden täglich etwas aufschreiben, um soviel wie möglich zu üben. Angeregt werden kann zum Beispiel das Schreiben eines einfachen Tagebuchs, das Schreiben von Einkaufslisten, das Anlegen eines Adressbuches, usw.