Die Sprachenmesse war am Samstag noch in vollem Gange, da kam auch schon die nächste Veranstaltung dazu: das Berliner Sprachenforum, eine ganztägige Veranstaltung mit Fachvortrag und drei Workshops. Für diejenigen Kollegen, die deutschlandweit angereist kamen, war das Sprachenforum zusammen mit der Expolingua sicherlich eine praktische Kombination. Die Veranstaltung war im lauschigen Jagdschloss Glienicke gelegen, so dass man beim Workshop schon mal von der hübschen hölzernen Wandvertäfelung abgelenkt werden konnte.
Aber wir waren ja nicht zum Vergnügen da, obwohl der einleitende Vortrag von Prof. Dr. Dieter Stein "Weltsprache Englisch heute - Status, Struktur, Norm" durchaus sehr unterhaltsam war. Das lag m.E. daran, dass Wissenschaft und Praxis hier wunderbar verbunden waren. Nach einem kurzen Exkurs in die Geschichte der englischen Sprache und deren Rollenwandel (von der Beeinflussten zur Beeinflusserin), kam auch schon der wichtigste Punkt des Vortrags, die Demystifizierung des britischen Englischs als das einzig wahre und korrekte Englisch. British English (BE) galt und gilt in Schulen und anderen Sprachkursen immer noch als DAS Englisch, was wir unseren Lernern vermitteln sollten. American English - wenn es denn unbedingt sein muss - wird auch noch toleriert, aber alles andere ist nicht korrekt.
Prof. Steins klare Haltung dazu: die Einteilung in gutes vs. schlechtes Englisch ist nicht mehr aktuell. In über 50 Staaten der Welt wird Englisch als offizielle Sprache gesprochen - und überall existiert die Sprache in einer regionalen Ausprägung, die sich z.B. auch als Signal der Unabhängigkeit und Andersheit bewusst von BE als dem kolonialen Englisch absetzt. Das bedeutet letzlich, dass die Entscheidung für eine Varietät des Englischen auch eine politische Aussage ist. Englisch transportiert ein "kulturelles Marschgepäck" - und BE ist oft assoziert mit Kolonialismus und den Gefühl der Überlegenheit und Arroganz. Dieses Bewusstsein müssen wir unseren Lernern auch vermitteln. In internationalen Geschäftsverhandlungen kann ein deutscher Akzent u.U. Missverständnisse und Animositäten verhindern und damit "besser" sein als received pronunciation.
Prof. Stein will aber nicht den Eindruck vermitteln, dass nun in der englischen Sprache wahllos alles möglich und erlaubt ist. Ganz im Gegenteil: in der Grammatik sollte man genau bleiben. Aber auch hier sind grammatische Formen möglich, die im BE nicht korrekt sind.
Danach kamen die Workshops; ich hatte mich für die Vorstellung des neuen DaZ-Alphabetisierungslehrwerks "Von A bis Z - Alphabetisierungskurs" (Klett) entschieden, das Alexis Feldmeier erstellt hat und das deswegen Qualität versprach. Viele Dinge haben mir gut gefallen - aber an dieser Stelle sei wieder einmal auf einen separaten, ausführlichen Blogeintrag verwiesen, den ich hoffentlich bald in Angriff nehmen werde.
In den folgenden Workshops ging es bei mir um die Prüfungen in den berufsbezogenen Kursen (telc) und den Einsatz des Lehrwerks "Aussichten" (Klett) in Integretionskursen. Bei den Workshops gab es viele Wahlmöglichkeiten, sowohl sprachspezifisch oder sprachübergreifend.
Anschließend gab es als Abendprogramm die Möglichkeit, bei einem Circle Dance mitzumachen - aber ich habe mich auf den Heimweg gemacht.