Quelle: Flickr (sulamith.sallmann) |
Das Beispiel unseres Professors damals ist eins dieser Dinge, die mir vom Studium wohl immer in Erinnerung bleiben. Aus gegebenem Anlass habe ich letztens daran gedacht und möchte es hier teilen:
Stellen Sie sich zwei Menschen aus zwei unterschiedlichen Kulturen vor. Nehmen wir an, in der einen Kultur ist es üblich, sich die Hände zu schütteln, in der anderen nicht. Beide wissen jedoch voneinander, was in der jeweils anderen Kultur Sitte ist. Soweit klar? Interkultur ist nun das, was passiert, wenn diese zwei Menschen aufeinander treffen und sich begrüßen wollen. Was passiert? Besteht der eine darauf, dass in seiner/ihrer Kultur die Hände geschüttelt werden? Oder passt er/sie sich an die andere Kultur an? Passen sich beide sich an den jeweils anderen an?
Die Anwort ist nicht vorhersagbar. Wir können vorher nicht einschätzen, wer wem und ob überhaupt die Hände geschüttelt werden. Und so ist das auch mit der Interkultur - es ist weder die eine, noch die andere Kultur, es kann eine Mischung aus beiden sein, muss es aber nicht. In einem Aushandlungsprozess entsteht ein unabhängiges Drittes. Ein Ereignis, nur als Prozess denkbar; es wird permanent neu erzeugt.
Quelle: basierend auf der Vorlesung "Einführung in die interkulturelle Wirtschaftskommunikation", Prof. Jürgen Bolten, Uni Jena