Tagungsbericht "Alphabetisierung und Grundbildung: Wege zum Lesen und Schreiben für Erwachsene"

Vollbild anzeigen
Quelle: bildungsnetz-brandenburg.de
Ein vermeintliches Paradoxon: Es gibt 7,5 Mio funktionale Analphabeten; nur 20000 besuchen Kurse - und trotzdem sind die Kursteilnehmerzahlen rückläufig. Woran kann das liegen und was können wir dagegen tun? Das war die Grundfrage der Tagung "Alphabetisierung und Grundbildung: Wege zum Lesen und Schreiben für Erwachsene", zu der das LISUM (Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg) geladen hatte.
Es gab eine bunte Runde aus Politikern (Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, Sekretariat der Kultusministerkonferenz, Landkreis Havelland, Hessisches Kultusministerium, ...), VHS- und anderen Lehrkräften, und Jobcentermitarbeitern, um nur die größten Gruppen zu nennen. Insgesamt war der Saal mit ca. 80 Teilnehmern gut gefüllt.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/56/Struveshof2_LISUM.JPG
Quelle: de.wikipedia.org
Andreas Hilliger, der Abteilungsleiter der brandenburgischen Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, sprach in einer kurzen aber gehaltvollen Einleitung zwei wichtige Punkte an. Erstens: Eine Enttabuisierung des Themas ist notwendig, und zwar flächendeckend und nachhaltig. So können sich Menschen gegen die Anonymität entscheiden. So kann ein Umdenkprozess stattfinden, nach dem Motto: "Vielleicht ist es ja doch eine gute Idee, mein Lesen und Schreiben aufzumöbeln."

Zweitens: die Schulen sind wichtige Orte um einerseits Kinder gezielt zu fördern und andererseits auch die Eltern zu erreichen. Schließlich hört man immer wieder von Betroffenen, dass es eine große Motivation für ihre eigene Kursteilnahme war, den Kindern in der Schule helfen zu wollen.

Prof. Grotlüschen von der Uni Hamburg stellte anschließend die leo-Studie vor, die 2010 erstmals genaue Zahlen zu funktionalem Analphabetismus in Deutschland liefern konnte. Wie immer gelingt ihr der Spagat zwischen Theorie und Praxis, zwischen dem Erklären von Basics für Laien und neuen Infos für Profis. Z.B. bestätigt ihre Studie, dass funktionaler Analphabetismus "vererbbar" ist. Was bedeutet das? Wenn zwei Kinder genau die gleichen Voraussetzungen haben und in genau den gleichen Umständen leben, dann neigt dasjenige Kind zu funktionalem Analphabetismus, dessen Eltern keinen Schulabschluss haben und evtl. auch schon mit Lese- und Schreibschwäche zu kämpfen haben. Ein weiteres Argument dafür, wie wichtig es ist, die Eltern zu alphabetisieren.

Auch interessant: Die leo-Studie in Deutschland durchzuführen, bedeutet auch, zwei Erfahrungen mit Schulsystemen zu vergleichen - eines von der DDR, das andere von der BRD geprägt. Erstaunlicherweise gingen die Zahlen nicht weit auseinander - das Schulsystem an sich scheint also keine stark entscheidende Größe zu sein.

Funktionale Analphabeten auf Level 3 haben vermutlich die besten Voraussetzungen, sich schnell zu verbessern. Frau Grotlüschen gab aber auch zu bedenken, dass sich diese Gruppe vermutlich selbst nicht als "funktionale Analphabeten" sehen, und sich mit diesem Begriff wahrscheinlich nicht angesprochen fühlen. Wie kann man ihn, auch in der öffentlichen Wahrnehmung, verändern? Lese- und Schreibungeübte? Schriftschwache?

Hier ist dann auch die inhaltliche Überleitung zu Petra Mundt, Referentin für Grundbildung, Alphabetisierung und Arbeit und Beruf, zu sehen, die ebenfalls über die Terminologie nachdachte. Für die Betroffenenansprache gilt ihrer Erfahrung nach: Plakate und Flyer etc. sollten so groß und so einfach wie möglich sein; wichtig ist ein/e konkrete/r Ansprechpartner/in und eine Telefonnummer. Danach geht es um ein wohnortnahes Angebot, ein schneller Einstieg in den Unterricht und flexible Zeiten.
Ein Problem bei den VHS-Kursen könnte auch sein, dass deren Unterricht auf Alpha-Level 2 ausgerichtet ist; die besseren Betroffenen auf Alpha-Level 3 könnten sich unterfordert fühlen und den Kurs schnell wieder verlassen. Auch problematisch: Viele Materialien sind auf Integrationskurse ausgerichtet, aber manch deutschsprechende/r Betroffene/r möchte nicht immer etwas zu "Wie feiern Sie in Ihrem Land?" erarbeiten müssen.

Nach der Mittagspause gab Stephan Breiding, Pressesprecher des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport, Feedback zu Werbekampagnen und Öffentlichkeitsarbeit für Alphabetisierung. Sein Fazit: ÖA ist gut gemacht und kaum verbesserungsfähig. An diesem Element kann es also nicht liegen, dass Alphabetisierungskurse rückläufig sind. Er schlug vor, ÖA direkt mit Betroffenengeschichten und Schicksalen zu verbinden, die das meiste öffentliche Interesse auf sich ziehen. Es kam zur Diskussion zwischen ihm und den Vertretern der Volkshochschulen, die den Vorschlag von ihrer Sicht aus kommentierten: Die Betroffenen müssen auch vor der Presse geschützt werden, der Pressetermin erfüllt die Unterrichtszeit schon Wochen vorher und nachher, so dass ein "normales" Arbeiten nicht möglich sei, usw.
Die Veranstaltung endete mit zwei Diskussionsrunden.

Fazit: Die eine Lösung konnte nicht gefunden werden. Das ist wenig überraschend und hängt sicher auch mit der in sich extrem unterschiedlichen Zielgruppe zusammen. Worin sich aber alle Teilnehmer einig zu seien schienen, war die Bedeutung von regionalen Netzwerken und den damit zusammenhängenden persönlichen Kontakt zwischen Beteiligten. Will heißen: Wenn der Mitarbeiter vom Jobcenter, die Mitarbeiterin der Schuldnerberatung oder der Krankenkasse so sachkundig und feinfühlig ist, eine Lese- und Schreibschwäche zu erkennen und die Betroffene dann auch noch persönlich zur geeigneten Stelle verweisen kann, dann ist schon viel getan.

Timer- und Organizersysteme für die Projektplanung

Wie behalten Sie Ihre ganzen Aufgaben, Informationen, Kontakte, Ideen oder Termine für (durchaus mehrere) berufliche Projekte im Kopf? Das wichtigste Helferlein ist da sicherlich ein gutes Timer- und Planersystem. Nachdem ich einige Monate mit der Variante Kalender + Notizzettel gelebt habe, wollte ich mir nun eine zuverlässigere und übersichtlichere Lösung einfallen lassen.

Sicherlich ist es wichtig, die für sich individuell passende Variante zu finden. Klar war bei mir von vornherein:
  • Ich möchte keine elektronische Lösung. So sehr ich Gadgets mag, aber für Notizen möchte ich schreiben und nicht tippen.
  • Ich suche eine Ringbuchvariante. Damit bin ich, gerade beim vielen Projekten, am flexibelsten: kann die Seiten hin- und herschieben, kann Zettel überall einfügen und später in einem Ordner archivieren.
  • A5 ist für mich die ideale Größe. A6 ist zu klein für ausführlichere Notizen, A4 ist mir im Umgang einfach zu groß (für Handtasche und so...)
  • Der Planer muss schön aussehen und sich gut anfühlen. Nur so mag ich auch gerne damit arbeiten. 
  • Der Planer muss Taschen für z.B. Post-Its, Zettel, Klebchen, Briefmarken, etc. anbieten. Und eine Stifteschlaufe o.Ä. - damit er immer einsatzbereit ist.


Nach einigen Recherchen zeichneten sich folgende Varianten ab:

1. Der Roterfaden Taschenbegleiter

mit fdl. Genehmigung von roterfaden.de

Ohhh, ist der schön! Aus Leder oder Tanzboden (kratzfester Kunststoff) hergestellt und in vielen Farbkombinationen bestellbar, ist dieser Planer einfach eine Augenweide. Made in Germany, mit Einschubtaschen, mit einem dicken und auffälligem Gummi verziert, belastbar, und ... hab ich es schon erwähnt? ... wunderschön.

mit fdl. Genehmigung von roterfaden.de
Nachdem sich mein Ästhetiksinn etwas beruhigt hat, kam dann doch die Vernunft durch. Denn der Clou des Taschenbegleiters ist gleichzeitig auch (für mich) ein Nachteil. Der Taschenbegleiter funktieniert nicht mit Ringen, sondern mit Haken, in die Heftchen eingesetzt werden können. Auch lose Zettel können gefaltet und so beim Haken mit eingefügt werden. Dieses System spart Platz und die Ringe stören nicht beim Schreiben. Unterschiedliche Projekte können unterschiedliche Hefte bekommen und ein (Lehrer!)kalenderheftchen kann auch gleich mit bestellt werden. Hier ist aber mein Problem: Die losen Zettel (und davon benutze ich viele), können eben nur am Haken und nicht beliebig im ganzen Planer eingefügt werden. D.h. nur an 3 oder 4 Stellen - und das reicht mir leider nicht.

Fazit: So Leid es mir tut - aber die Ringbuchmechanik ist für mich unverzichtbar.

2. Eine Ringbuchmappe

bind Systemplaner 10100 mit fdl. Genehmigung von Jüscha
So kennen wir sie: aus Leder oder Lederimitat mit jeder Menge Einschubfächern für Visitenkarten und mehr oder weniger ausschließlich in schwarz oder vielleicht noch braun gehalten. Ist sicher extrem praktisch und hat die von mir gewünschte Ringbuchmechanik... aber die Ästhetin, als die ich mich ja gerade geoutet habe, mag den Einheitsbrei einfach nicht. Das ist wie im schwarzen Kostüm zur Arbeit gehen: klassisch aber eben auch irgendwie langweilig. Da fehlt dann doch die bunte Bluse oder die Statementkette oder der ausgefallene Schnitt...!

3. Ein Filofax Organiser

Quelle: Flickr (iris30606)

Wenn man auf die Optik wert legt, dann ist der Filofax-Organiser eine super Planeralternative. Hier hat man unter Hunderten von schönen, gut verarbeiteten und ewig haltbaren Schmuckstücken die Qual der Wahl. Mein Favorit ist das Modell Domino - wegen des Gummiverschlusses. Am liebsten in Knallrot. Man kann auch unzählige Assessoires kaufen und damit seinen Organiser bestücken.
Quelle: Flickr (iris30606)
Ich habe mich doch gegen ein Filofax entschieden - wegen der 6-Ringanordnung. Ich möchte meine Zettel unkompliziert verwalten und einen Standardlocher benutzen. Wo auch immer ich bin und mit welchem Papier auch immer. Und vielleicht später auch in Standardordnern ablegen. Klar kann man mit speziellen Filofax-Lochern auch in jedes beliebige Papier lochen, aber das Problem mit der Ablage besteht dann immer noch...

4. Ein Organizer-Outfit

Organizer A4 Ringbuch mit Filzhülle
mit fdl. Genehmigung von maultaeschle_bw
mit fdl. Genehmigung von maultaeschle_bw
Wie kriegt man eine Standardlochung? Mit Standardringbüchern. Nur, dass die langweilig sind. Was bleibt zu tun? Ein schickes Outfit drumrum. Wie hier gesehen bei DaWanda von Maultaeschle_bw. Gibt es in A4 und A5 und verwandelt ein Standardringbuch aus dem McPaper von nebenan in einen hübschen und funktionalen Organizer. Der sich gut anfühlt, Platz für jede Menge Zettel in den Einschubfächern bietet und universell anwendbar ist. Jaaaaa, das ist jetzt schon ganz nah dran, an meinem ultimativen Planungstool. Schließlich habe ich mich doch gegen das Filz entschieden. So schön graues Filz auch ist, vielleicht wird es abgegriffen, oder Flecken kommen drauf?

5. Ein hübsches Lederringbuch

http://s32.dawandastatic.com/Product/23527/23527185/long/1320702860-106.jpg?20120609170611Schließlich habe ich ein hübsches und praktisches Lederringbuch von zwowerk bei DaWanda gefunden und letzlich auch bestellt. Es wurde in Bielefeld handgemacht und schnell an mich verschickt.Dieses Ringbuch hat alle meine Kriterien erfüllt und jetzt ist es schon gefüllt mit vielen Kategorien und ebenso vielem (endlich sortierten!) Zettelkram, 2 Postkarten und Briefmarken. Und es riecht so gut!

Vielleicht zeige ich in einem der nächsten Posts, wie ich es eingerichtet habe...

What is... Grundbildung?

Quelle: Flickr (sulamith.sallmann)
"Alphabetisierung" und "Analphabetismus" sind Begriffe, die die meisten (glauben zu) kennen, unter denen man sich zumindest etwas vorstellen kann. Nicht nur in der Fachliteratur geistert seit noch nicht zu langer Zeit allerdings noch ein anderer Begriff herum: "Grundbildung". Da gibt es plötzlich den "Grundbildungspakt" und "arbeitsplatzbezogene Grundbildung". Aber was ist nun Grundbildung und was hat sie mit Analphabetismus zu tun?

 Analphabetismus
Aber fangen wir von vorne an: Der Begriff "Analphabetismus" wird unter Laien verstanden als "schlecht lesen und schreiben zu können". Oder eher "nicht lesen und schreiben können"? Schon hier ergeben sich in der öffentlichen Wahrnehmung missverständliche Vorstellungen. Dazu kommen folgende Probleme:
  • "Analphabetismus" trägt zu Stigmatisierung bei
  • "Analphabetismus" klingt nach Ausschließlichkeit: entweder man kann es, oder man kann es nicht. Besser wäre die Konzeptionalisierung als ein Kontinuum oder eine Skala
  • "Analphabetismus" lenkt den Fokus auf die mangelnde Schriftkompetenz. Damit wird allerdings verdeckt, dass noch mehr als das Lernen von Lesen und Schreiben notwendig ist, um volle gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen

Plädoyer für Grundbildung
Gerade den letzten Punkt sehe ich als besonders wichtig an, da er viele beteiligte Gruppen aus der Verantwortung entlässt. Betriebe, zum Beispiel, die eine Förderung ihrer geringqualifizierten Mitarbeiter/innen mit Alphabetisierungskursen für nicht notwendig erachten: "Hier bei uns muss man nichts lesen und schreiben". Was aber durchaus benötigt wird - selbst, wenn tatsächlich nicht gelesen und geschrieben werden muss - ist Grundbildung. Warum?

Grundbildung umfasst mehr als Lesen und Schreiben, es umfasst auch Lesen und Schreiben, aber darüber hinaus mindestens noch:
  • mündliche Kommunikation
  • Rechnen
  • soziale und personale Kompetenzen
  • Umgang mit neuen Technologien
  • Lernen lernen
Mit Grundbildung hat man obigem Unternehmer gegenüber plötzlich ganz andere Argumente: Selbst wenn Lesen und Schreiben tatsächlich keine Rolle im Berufsbild spielen, dann aber doch ganz bestimmt die reibungslose und höfliche Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern/innen. Oder eine schnelle Einarbeitungszeit. Oder die Bereitschaft zu Weiterbildungen.

Der Begriff "Grundbildung" kann auch viel besser verdeutlichen, warum so unterschiedliche Bereiche und Organisationen wie z.B. die Schuldnerberatung, die sozialpädagogische Beratung, das Jobcenter, Ärzte und Krankenkassen, usw. die Zielgruppe der "funktionalen Analphabeten" kennen und im Umgang mit ihnen geschult sein sollten. Auch wenn diese Organisationen wenig gegen Lese- und Schreibschwäche tun können, sollten sie doch einen ganz entscheidenen Einfluss auf die Grundbildung ihrer Klienten haben. Um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen, ist der Begriff "Analphabetismus" zu einschränkend. Die Probleme, die sich bei Lese- und Schreibschwachen ergeben, lassen sich leider nur selten mit einigen VHS-Besuchen lösen. Das sollte auch durch die verwendeteTerminologie zum Ausdruck kommen.



-------------
Der Frage der Terminologie geht auch die neueste Ausgabe (Nr.79) des Alfa-Forums nach. Vgl. hierzu vor allem die hervorragenden Beiträge von Gertrud Kamper, “Von Alphabetisierung und Grundbildung: Zum Lernen des Lernens.”; Rosemarie Klein und Gerhard Reutter, “Alphabetisierung - Grundbildung - Literalität: Über die Schwierigkeit, angemessene Begriffe zu finden.”, Joachim Schroeder, “Alphabetismus versus Grundbildung - Ein notwendiger Gegensatz.”, Bernhard von Rosenbladt, “Der sogenannte funktionale Analphabetismus - Eine sprachkritische Bestandsaufnahme.”

Analphabetismus trotz Schulpflicht? Wie geht denn DAS?

Wenn ich im Bekanntenkreis von Analphabetismus erzähle, merke ich, dass viele wie selbstverständlich davon ausgehen, dass es sich bei Betroffenen eigentlich nur um Migranten handeln kann. Schließlich haben wir ja die Schulpflicht, so dass nach dem Schulbesuch jede/r lesen und schreiben kann. Neuerdings ergänze ich daher immer schnell: "Mehr als die Hälfte der funktionalen Analphabeten (genau: 58%, d.h. 4,4 Mio. Menschen) haben Deutsch als Erstsprache gelernt und es gibt durchaus auch funktionale Analphabeten mit höherer und mittlerer Reife." Dann wird ungläubig geschaut. Tatsächlich kann man sich nur schwer vorstellen, wie man ein Abitur mit Lese- oder Schreibschwächen bestehen kann. (Die leo-Newsletter vom März und April informieren über funktionalen Analphabetismus trotz höherer Bildung.) Und schon bin ich im Erklärungszwang: "Wie kann denn das möglich sein - trotz Schulpflicht kaum lesen und schreiben können?"

Diese Frage ist nun leider extrem komplex. Wie gerne würde ich zwei, drei pointierte Sätze hinschmettern, woraufhin mein Gesprächspartner/in "Ahhhh!" sagt und damit seinen/ihren Geistesblitz und Verständnis zum Ausdruck bringt. Nur so einfach ist es nicht. Ursachen sind schwer fassbar und individuell sehr unterschiedlich:
  • Kinder kommen im Elternhaus nur selten mit Lesen und Schreiben in Berührung.
  • In der Zeit, in der die Grundlagen für Lesen und Schreiben gelegt werden, kommen die Kinder nicht mit - Nachholen wird ohne zusätzliche Förderung immer schwieriger.
  • Die Lehrer sind in überfüllten Klassen mit 30 und mehr Schülern überfordert und merken nichts, auch nach dem Motto: "Was nicht sein kann, gibt es nicht."
  • Individuelle Förderung kann auf Grund der geringen personellen Besetzung an Schulen nicht stattfinden. 
  • Betroffene haben eine ausgeprägte Fähigkeit entwickelt, ihre Schwäche zu verstecken (z.B. auswendig lernen).
  • Freunde machen die Hausaufgaben für sie; ihre guten mündlichen Leistungen gleichen die schlechten schriftlichen aus.  
  • Lehrer drücken ein Auge zu - auch aus dem Gedanken heraus, dem Betroffenen die Zukunft nicht verbauen zu wollen.
  • Durch mangelnde Praxis (aber auch Krankheiten, z.B. Schlaganfall) kann einst Gelerntes auch wieder vergessen werden (das erklärt z.B. diejenigen funktionalen Analphabeten mit einem höheren Schulabschluss).