Akteure der Alphabetisierung: Ralf Beekveldt


Ralf Beekveldt

  • Ralf Beekveldt ist Verleger für Bücher und Zeitungen in Leichter und Einfacher Sprache. Er ist Gründer und Inhaber verschiedener Verlage in mehreren europäischen Ländern.
  • 1994 gründete er seinen ersten Verlag in Amsterdam Eenvoudig Communiceren (Etwa: Einfach Kommunizieren).
  • 2009 folgte die Gründung des Spaß am Lesen Verlages in Münster und der Start der leicht lesbaren Zeitung Klar und Deutlich.
  • Ende 2009 erschien mit dem Krimi Hitzewelle das erste vereinfachte Buch im Spaß am Lesen Verlag.
  • Seitdem sind neun Bücher erschienen. Gerade sind Romeo und Julia und der Krimi Rache in Einfacher Sprache erschienen.
 
1.) Warum haben Sie sich / hast du dich dazu entschieden, im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung zu arbeiten?

Mit meinen Verlagen gebe ich Bücher und Zeitungen für Menschen mit Leseschwierigkeiten heraus. Nicht alle unsere Leser sind (funktionale) Analphabeten. Angefangen habe ich vor 20 Jahren in den Niederlanden mit Büchern für Menschen mit geistiger Behinderung. Denn ich finde: Auch sie sollen tolle Bücher lesen können. Dann habe ich gemerkt, dass es noch viele weitere Menschen gibt, für die einfache Bücher gut sind. Denn es gibt mehr Menschen mit Leseschwäche, als man denkt.
Ganz viele von ihnen sind normal intelligent und interessieren sich für die gleichen Dinge wie du und ich. Nur sie können nicht so gut lesen. Ihnen Teilhabe an guten Geschichten und gesellschaftlichen Themen zu ermöglichen, das ist mein Antrieb.

2.) Welche Tätigkeit hat Ihnen/dir bisher in diesem Bereich am meisten Spaß gemacht?

Es ist immer wieder eine spannende Herausforderung für mich Bücher und Zeitungen in eine schöne und dennoch einfache Sprache zu bringen. Damit möchte ich möglichst viele Menschen erreichen und Ihnen Spaß am Lesen vermitteln. Ich schreibe zwar nicht mehr selbst, aber wenn ich ein gelungenes Buch in Einfacher Sprache in der Hand halte, macht mir das viel Freude.


3.) Wie sehen Sie / siehst du die Zukunft in diesem Bereich, bzw. was ist Ihrer/deiner Meinung nach derzeit das dringlichste Problem?

Das langfristige Ziel soll es sein, verständliche Kommunikation auf allen Ebenen zu ermöglichen. Mit unseren Büchern und Zeitungen können wir einen kleinen Beitrag leisten. Wichtig ist aber, dass ein allumfassendes Verständnis von einfacher Kommunikation entsteht. Gerade Behörden und Unternehmen müssten eigentlich ein großes Interesse daran haben. Denn mit komplizierter Sprache verstehen viele Menschen ihre Botschaften einfach nicht. In letzter Zeit ist auf diesem Weg schon einiges passiert. Und es ist gut dass sich etwas bewegt.
Von entscheidender Bedeutung ist aber, dass wir nicht der Versuchung erliegen, Einfache Sprache als ein Thema nur für Menschen mit geistiger Behinderung zu sehen.
Einfache Sprache hat einen Nutzen für die gesamte Gesellschaft – denn wenn alle alles verstehen, ist es für alle einfacher.

4.) Was möchten Sie / möchtest du dem beruflichen Nachwuchs mit auf den Weg geben?

Einfache Sprache besitzt eine motivierende Kraft. Vor allem für Schüler und Lerner, die sich schwer tun, bietet sie Leseanreize. Wer gern liest, liest öfter. Wer viel liest, lernt besser lesen. Wer gut lesen kann, liest gern. Wir nennen das die Spirale des Lesens. Nutzen Sie diese Kraft.


5.) Was ist Ihr / dein Lieblingswort? 

Ich habe jeden Tag ein bestimmtes Wort im Kopf. Es ist jedes Mal ein anderes Wort. Das ist dann ein Wort das ich gerade gehört oder gelesen habe, zum Beispiel im Radio oder in der Zeitung. Oft ist es ein Fremdwort. Zum Beispiel der Name einer Stadt in Asien,  ein russischer Geschäftsmann oder ein Wort mit einem musikalischen Klang. So ein Wort steckt dann stundenlang in meinem Kopf, gefangen wie ein Fliege im Spinnennetz, die versucht raus zu kommen und die nach einem Tag weg fliegt.